Der frühe Bergbau an der Ruhr

home Zechen Transport Stollen Übersichten Personen Relikte Infos impressum

Erbstollen

Erbstollen sind das Hertz und Schlüssel der Gebirge, die dem Bergwerk die meiste Fortsetzung geben, auch große Kosten erfordern.

Mundloch St.-Johannes-ErbstollenDieser Satz von Abraham von Schönberg bringt die wesentlichen Merkmale eines Erbstollens in der Zeit vor dem maschinellen Bergbau treffend zum Ausdruck. Das Gebirgswasser war immer der limitierende Faktor bei der Gewinnung von Kohle im Bergbau. Vor dem Abbau musste die Grube entwässert werden, ansonsten waren die Kohlevorräte nicht nutzbar. In den Zeiten vor der Erfindung der Dampfmaschine konnte das Wasser nur im freien Gefälle aus der Grube abgeleitet werden. Dies geschah anfänglich über flach geneigte Stollen, die vom nächsten Bach aus vorgetrieben wurden. Die Abbautiefe richtete sich damit im Wesentlichen nach der topografischen Höhenlage des Stollenmundlochs. Etwas mehr Tiefe konnte man erreichen, wenn man das Stollenwasser mit einer Rösche noch etwas weiter bachabwärts führte. Wollte man größere Tiefen entwässern, bedurfte es einer tieferen Vorflut, die in der Regel erst in größerer Entfernung zu finden war, z.B. an der Ruhr.

Der Bau eines langen Stollens erforderte viel Zeit und viel Geld, bevor mit einem Mehrertrag zu rechnen war. Für die einzelne Zechengewerkschaft war die Anlage eines solch langen Stollens in der Regel nicht finanzierbar und auch nicht unbedingt wirtschaftlich. Erst die bergrechtlichen Regelungen zur Erbstollengerechtigkeit stellten den Bau von langen Stollen auf ein wirtschaftlich stabiles Fundament.

Wirtschaftlich potente Gewerkschaften konnten das Recht auf den Vortrieb eines sogenannten Erbstollens beantragen (muten), mit dem fremden Zechen eine größere Entwässerungstiefe verschafft werden konnte. Sie verpflichteten sich, den Vortrieb des Stollens auf eigene Kosten durchzuführen und anschließend die Wasserführung sicherzustellen. Dafür konnten sie von allen Zechen, die sie erreichten, eine Abgabe in Höhe von 10 % der Erträge aus dem Kohleabsatz beanspruchen. Dieses Entgelt wurde als Stollenzehnter bezeichnet bzw. auch als Stollenneunter, wenn die 10%ige Abgabe an den Staat schon berücksichtigt war. Bisweilen bedurfte es dazu viel Ausdauer, da die Stollen die Zechen zum Teil erst nach vielen Jahren erreichten und erst dann Einnahmen erzielt werden konnten. Dabei galt grundsätzlich: Tiefere Stollen treiben höher gelegene Stollen "aus dem Feld" (nehmen ihnen ihr Recht ab). Um den getätigten Investitionen einen gewissen Schutz gegen diese "Entrechtung" zu verleihen, wurde geregelt, dass ein neu angelegter, tieferer Stollen eine festgelegte Mehrtiefe von 7 Lachtern (14 m) bot, die das Vorhaben auch wirtschaftlich sinnvoll erscheinen lässt. Das unten stehende Bild mag die Zusammenhänge etwas anschaulicher darstellen.

Schemazeichnung Erbstollen

Auch heute noch kann man viele Mundlöcher, Röschen oder Lichtlöcher von Erbstollen im Gelände finden (Relikte). Charakteristisch ist die Ockerfärbung des Stollenabflusses, die darauf zurückzuführen ist, dass das im Grubenwasser gelöste Eisen bei Kontakt mit dem Luftsauerstoff oxidiert und als ocker(=rost)farbenes Pigment ausfällt.

zur Übersicht über Erbstollen

Sitemap© www.ruhrkohlenrevier.de (2009)